Gaming-Aktien – Fundamentalanalyse

Gaming-Aktien – Fundamentalanalyse

Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Newzoo (Globaler Leader in der Analyse von Spielen und eSports) soll der globale Games-Markt im Jahr 2021 einen Umsatz von 180.1 Mio. USD erzielen. Das würde ein Umsatzwachstum von 11 Prozent pro Jahr (CAGR1) seit den letzten 10 Jahren bedeuten. Mit welcher Einzelaktie kann der Privatanleger von diesem Trend profitieren? Gibt es Indexfonds, welche diesen Markt abdecken?

Ein Blog-Eintrag der Firma Vontobel2 zeigt ebenfalls, dass die Umsätze im Bereich der PC- sowie Konsolenspiele rückläufig sind. Der Anteil der Sparte “Mobile-Games” (also Spiele auf Smartphones oder Tablets) hat sich seit 2012 verdreifacht (von 18 auf 54 Prozent).

Die folgenden Abschnitte vergleichen 4 Einzelaktien von reinen Spieleherstellern (diese produzieren ausschliesslich Videospiele). Daher fehlen Firmen wie Nintendo, Sony oder Microsoft in dieser Analyse. Ebenfalls sind nur Aktien von Unternehmen mit dabei, welche in den beiden Datensätzen von SimFin sowie Wallmine (siehe Blog-Artikel) vertreten sind. Es handelt sich hierbei um eine reine Fundamentaldaten-Analyse.

Am Schluss des Artikels werden noch zwei Indizes erläutert, welche die Bereiche Gaming und eSports abdecken.

Fundamentalanalyse

In der Analyse sollen folgende vier Unternehmen unter die Lupe genommen werden:

Einzelheiten zu den aufgeführten Firmen können auf den firmeneigenen Webseiten gefunden werden. Die Unternehmen werden in den folgenden Abschnitten mit ihren Ticker-Symbolen abgekürzt. Die Zahlen stammen, wenn nicht anders vermerkt, vom letzten Geschäftsabschluss der Unternehmen (ATVI: 31.12.2018, EA: 31.03.2018, TTWO: 31.03.2019, ZNGA: 31.12.2018). Für die Jahresabschlüsse, welche nicht auf den 31. Dezember enden, werden die Zahlen dem Jahr des ersten Tages des abgeschlossen Geschäftsjahres zugeordnet (z.B. der Geschäftsabschluss von EA wird dem Geschäftsjahr 2017 zugeordnet, da das Geschäftsjahr am 1.4.2017 begann). Die Zahlen von EA stammen also noch vom vorletzten Jahr, da die neusten Zahlen in der SimFin-Datenbank noch nicht verfügbar sind. Sobald sich dies ändert wird der Beitrag aktualisiert.

Stabilität

Stabilität

Die Grafik zeigt den Verlauf von Cash Flows sowie Gewinne pro Aktie über mehrere Geschäftsjahre. EA und ZNGA steigern ihren Cashflow aus operativen Tätigkeiten (engl. Operating cash flow) kontinuierlich (EA seit 2011, ZNGA seit 2015).

Einzig ZNGA konnte den Free Cashflow in den letzten Jahren stabil halten.

Alle vier Unternehmen müssen in der Zukunft zeigen, dass sie ihre Gewinne pro Aktie (EPS) weiter steigern können. TTWO hat dies seit 2014 bereits eindrücklich geschafft.

Rentabilität

Rentabilität

EA macht am Meisten aus ihrem eingesetzten Kapital. ZNGA fällt deutlich vom Rest der Konkurrenz ab.

Margen

Margen

Nach Abzug der Kosten für die verkaufte Ware (COGS) vom Umsatz bleibt EA am Meisten übrig. Alle ausser TTWO haben eine Bruttomarge (Gross margin) von über 65 Prozent. Bei der operativen Marge (Operating margin), also nach Abzug von Forschung/Entwicklung sowie Vertriebskosten, sieht das Bild ein wenig anders aus. ZNGA hat noch knapp ein positives Ergebnis. Grund dafür sind hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung (ZNGA: 30% des Umsatzes, EA: 29%, ATVI: 15%, TTWO: 8%) und höhere Vertriebskosten als bei der Konkurrenz (ZNGA: 35% des Umsatzes, ATVI/TTWO: 25%, EA: 23%). Am Ende zählt jedoch nur das Geld, welches nach Abzug aller Kosten und Addition von Steuerrückzahlungen und Zinsen resultiert (Net profit margin). Dabei überholt ATVI die Konkurrenz und profitiert dabei von der überdurchschnittlich hohen Steuerbelastung von EA.

Finanzielle Lage

Finanzielle Lage

EA und ATVI verfügen über mehr als doppelt soviel kurzfristiges Umlaufvermögen wie kurzfristige Verbindlichkeiten (Current ratio). Die anderen Mitspieler haben ein deutlich kleineres Verhältnis in der Bilanz aufzuweisen.

Werden nun die totalen Verbindlichkeiten (kurz- und langfristige) durch das Eigenkapital geteilt (engl. Liabilities to equity ratio), hat ATVI die Nase vorn. Alle aus TTWO haben mehr Eigenkapital als Verbindlichkeiten.

Werden nun die Finanzverbindlichkeiten ins Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt (engl. Debt to assets ratio), wird ersichtlich, dass TTWO keine solchen Verbindlichkeiten aufweist. ATVI hat den höchsten Verschuldungsgrad (im Bezug auf diese Kennzahl), ZNGA die Tiefste.

Alle ausser ATVI behalten ihre Gewinne im Unternehmen und schütten keine Dividende an ihre Aktienhabende aus. Der Anteil des Gewinns, welcher ausgeschüttet wird, ist eher tief und dies erlaubt dem Unternehmen weiter zu wachsen.

Allgemein lässt sich sagen, dass alle Firmen finanziell gesund sind und mit eigenen Mitteln ihre Schulden innerhalb kürzester Zeit begleichen könnten.

Bewertungsmetriken

Bewertungsmetriken

Die in der Grafik visualisierten Kennzahlen stammen aus dem Datensatz von Wallmine und stammen vom letzten verfügbaren Quartals- oder Jahresabschluss (EV/EBITDA) oder wurden anhand des Preises vom 22. September 2019 berechnet.

Die Kennzahlen werden hier nicht weiter kommentiert, da keine globale Aussage zur Über- oder Unterbewertung getätigt werden kann. Es wird der lesenden Person überlassen, für sich die richtige Kennzahl zu finden und zu interpretieren.

Performance

Performance

Die 4 Aktien haben in den letzten 5 Jahren extrem gut performt. In den letzten 12 Monaten mussten alle ausser ZNGA eine Schwächeperiode durchlaufen. Nun hat sich das Momentum wieder zum positiven gewendet und ATVI und EA versuchen die massiven Kursverluste aus Q4 2018 wieder auszugleichen. TTWO ist bereits wieder sehr nahe am absoluten Allzeithoch.

Fazit

Müsste ich mich für eine der vier Aktien entscheiden, dann würde ich mir die Papiere von EA ins Depot legen. Sie sind relativ günstig (tiefstes KGV), die Firma ist gesund und weist die höchste Rentabilität der untersuchten Aktiengesellschaften auf. Es handelt sich jedoch um einen schwierigen Markt um sich höhere Marktanteile zu erarbeiten. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Franchises (EA mit der FIFA-Reihe, TTWO mit der GTA-Serie, ZYNGA mit FarmVille, ATVI mit dem Warcraft-Universum) und es werden dazu regelmässig neue Inhalte produziert. Sie werden jedoch auch in der Zukunft innovativ sein müssen, um mit neuen Spielkonzepten verschiedene Altersgruppen anzusprechen.

Um ein vollständigeres Bild der Unternehmen zu erhalten, sollten auch andere Faktoren einbezogen werden:

  • Erkenntnisse der SWOT-Analyse3 (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken)
  • Produkte aus der BCG-Matrix4 (Einteilung der Produkte in einer Marktanteil/Marktwachstums-Matrix)
  • Marktposition anhand der Umsatzrendite
  • Zusammensetzung der Geschäftsleitung
  • Qualität der Firmenwebseite und der Social-Media-Kanäle
  • Persönliche Erfahrungen mit den Produkten

Es gibt auch einige Hersteller, welche nicht nur Spiele produzieren. Sie haben ein breiteres Produktportfolio und sind daher nicht so anfällig für Marktschwankungen (vorausgesetzt die anderen Sektoren korrelieren nicht positiv miteinander), dazu einige Beispiele:

  • Microsoft (Spielekonsolen, Betriebssysteme, Bürosoftware)
  • Sony (Spielekonsolen, Kopfhörer, Smartphones, Kameras)
  • Tencent (verschiedene Software-Produkte in den Bereichen Kommunikation, Mobile-Payment sowie Suchmaschinen)

Möchte man jedoch nicht alles auf eine Karte setzen und breit diversifiziert in den (gesamten) Gaming-Markt investieren, lohnt es sich, die im nächsten Kapitel vorgestellten Indizes genauer anzuschauen.

Gaming Indizes

Es gibt jedoch auch neu ins Leben gerufene Indizes, welche den weltweiten Gaming-Markt abdecken. So müssen sich die Anlegenden nicht für eine einzelne Aktie entscheiden. Mittlerweile gibt es auch einige ETFs oder Indexzertifikate, welche diese Indizes abbilden. Diese weisen jedoch eine sehr geringe Fondsgrösse auf. Der VanEck Vectors Video Gaming and eSports UCITS ETF A (ISIN: IE00BYWQWR46, Referenzindex: MVIS Global Video Gaming and eSports Index) hat zum Beispiel ein Fondsgrösse von 7 Mio. Euro. Nachfolgend zwei existierende Indizes:

Solactive Electronic Gaming Index

Der Performanceindex beinhaltet 20 Einzelaktien und die Indexwährung ist Euro. Die Komponenten des Index sind gleich gewichtet (5 Prozent). Über die Hälfte der Unternehmen haben ihren Sitz in Japan, 30 Prozent in den USA. Performance seit der Auflage Juli 2016: 84%. Weitere Informationen sind auf der Produktseite von Solactive zu finden5.

MVIS Global Video Gaming and eSports Index (MVESPOTR)

Der Index von MVIS beachtet nur Firmen, welche mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes in den Branchen Gaming und eSports machen. Die Unternehmen müssen eine Marktkapitalisierung von mindestens 150 Mio. USD haben, über ein tägliches Handelsvolumen von mindestens 1 Mio. USD (Durchschnittswert über die letzten 3 Monate) verfügen und es müssen in den letzten sechs Monaten mindestens 250‘000 Aktien gehandelt worden sein. Die Gewichtung erfolgt anhand der Marktkapitalisierung und ist bei 8% gekappt. Aktuell sind 25 Einzelfirmen in diesem Index vertreten (Stand 28. September 2019). Zur Zusammensetzung: 35% USA, 26% Japan, 20% Kaimaninseln. Die restlichen Prozentpunkte teilen sich Südkorea, Frankreich, Polen und Taiwan. Performance seit Auflage im Dezember 2014: 224%. Weitere Information sind auf der Produktseite von MVIS zu finden6.

Your browser is out-of-date!

Update your browser to view this website correctly.&npsb;Update my browser now

×